Systema Faustkampf
Ein richtiger Faustschlag bietet dem Anwender die Möglichkeit, eine gewünschte Wirkung mit einem minimalen Kraftaufwand zu erzielen. Dies wird zunächst dadurch erreicht, dass man a) die Faust richtig aufsetzt, b) das Handgelenk absolut gerade hält, c) Rückstoßkraft von dem eigenen Körper ableitet und d) die Schultermuskulatur entspannt. Betrachten wir doch mal jede dieser drei Bedingungen im Einzelnen.
Aufsetzen der Faust. An einem menschlichen Körper befinden sich Stellen, die von ihrer Form her sehr bequem zum Aufsetzen der Faust sind. Man könnte meinen, sie seien dafür geschaffen. Sobald die Faust an einer solchen Stelle sitzt, „saugt“ sie sich komplett an den Körper an. Und das ist die erste wichtigste Voraussetzung für einen guten Faustschlag. Ihre Aufgabe ist demnach, solche Stellen durch anlegen und aufsetzten der Fäuste ausfindig zu machen und herauszufinden, wie die Faust dort am besten positioniert werden muss, um einen optimalen Kontakt mit dem Körper zu haben.
Stabilisieren des Handgelenks. Ihr ganzer Körper muss stets möglichst entspannt und beweglich sein. Auch bei einem Schlag bleibt Ihr Arm im Schulter- und Ellenbogengelenk sehr locker und beweglich. Im Gegensatz dazu muss das Handgelenk absolut gerade und hart sein. Jede Bewegungsfreiheit im Handgelenk während eines Faustschlags kann zu ernsthaften Verletzungen führen, wenn das Gelenk die Belastung nicht aushält. Beim Üben ist die Stabilität des Handgelenks leicht zu überprüfen: Nachdem Sie die Faust aufgesetzt haben, soll der Trainingspartner Ihren Ellenbogen langsam zur Faust drücken. Wenn das Handgelenk stabil ist, überträgt sich der Druck direkt auf den Körper des Trainingspartners. Wenn nicht, dann gibt das Handgelenk nach, und die Hand knickt lediglich ab, ohne eine Wirkung beim Trainingspartner zu erzielen.
Ableiten der Rückstoßkraft. Aus dem Physikunterricht wissen wir, dass es immer mindestens zwei Kräfte sind, die bei einem Zusammenstoß von zwei Körpern wirken. Eine Kraft wirkt in die Richtung der Bewegung, die andere in die Gegenrichtung. Dasselbe passiert auch bei einem Faustschlag. Sie wirken zwar mit Ihrer Schlagkraft auf den Körper des Gegners ein, aber eine gleichgroße Kraft wirkt im selbem Augenblick auf Sie ein. Um dies zu vermeiden, sollen Sie stets dafür sorgen, dass die Rückstoßkraft an dem eigenen Körper ableitet wird. Stellen Sie sich einen Pfeil vor, der von Ihrer Faust ausgeht und an dem Unterarm entlang durch Ihren Ellenbogen geht. Dieser imaginäre Pfeil darf auf keinen Fall Ihren Körper treffen, während Sie einen Faustschlag ausführen. Die Wirkung der Rückstoßkraft kann man auch sehr einfach überprüfen: Führen Sie einen Faustschlag aus, lassen Sie Ihren Arm in der Endposition stehen und bitten Sie einen Trainingspartner, einen Handflächenstoß gegen Ihre Faust auszuführen. Und zwar in die Richtung, die Ihrem eigenen Schlag entgegengesetzt ist. Beobachten Sie jetzt die Wirkung. Wenn Sie den Stoß in Ihrem Ellenbogen- oder Schultergelenk, im Kopf oder in der Wirbelsäule spüren, dann war Ihr Fauststoß falsch.
Entspannen der Schultermuskulatur. Es ist von äußerster Wichtigkeit, dass Ihre gesamte Muskulatur weitgehend entspannt bleibt. So vermeiden Sie unnötiges Verkrampfen und Belasten des eigenen Körpers und sorgen für einen ruhigen, stabilen psychischen Zustand. Für einen guten Faustschlag ist aber gerade die Schultermuskulatur ausschlaggebend. Jedes unnötige Anspannen der Schultermuskulatur bremst den Faustschlag ab und verbraucht kostbare Kraft und Energie. Um dieses Verlust auszugleichen, müssen wir mit noch mehr Kraft schlagen. Aber die bessere Lösung ist, das Vergeuden der Kraft von Anfang an zu vermeiden, indem man die Schultermuskulatur entspannt. Dies führt automatisch dazu, dass Sie lernen, eine große Wirkung mit einem minimalen Kraftaufwand zu erzielen und effektive, vernichtende Faustschläge trotz oder gerade wegen des fehlenden Schultereinsatzes auszuführen.
Wenn Sie den richtigen Faustschlag gelernt haben, hängt er nicht mehr von der körperlichen Kraft oder Schnelligkeit ab. Das bedeutet, dass Sie unter allen Umständen wirkungsvoll schlagen können, auch, wenn Sie müde, krank, verletzt, verwundet oder in Ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt sein sollten. Der nächste Schritt bei dem Verbessern des Faustschlags ist das Verkürzen des Abstands zwischen der Faust vor dem Schlag und dem gegnerischen Körper, bis dieser Abstand gleich Null ist. Dabei soll die Qualität der Schlagwirkung gleich bleiben. Als Nächstes können Sie lernen, mit immer weniger Krafteinsatz, dafür aber mit immer größerer Präzision zu schlagen. Der Faustschlag könnte dann wie ein leichtes Schubsen aussehen, aber er hätte die gleiche Wirkung, wie ein "normaler" Schlag. Diese Schlagtechnik können Sie später äußerst erfolgreich bei der Arbeit mit so genannten "Nervendruckpunkten" anwenden.
(aw) 15.12.2004